Toni Morrison, die große amerikanische Schriftstellerin und Chronistin afro-amerikanischer Erfahrungen, verstand es, auf einzigartige Weise Auseinandersetzung und Poesie miteinander zu verknüpfen. Ihre preisgekrönten Romane und Bücher waren nie leichte Kost, und 1993 war Morrison die erste afroamerikanische Frau, die mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

Ich will niemanden belehren, niemandem predigen, weder Hass noch Liebe. Ich will erzählen. Toni Morrison

Ihre Erzählung «Rezitativ» nannte sie ein Experiment. Twyla und Roberta ‒ die eine weiss, die andere schwarz ‒ begegnen sich als Achtjährige in einem Kinderheim und werden unzertrennliche Freundinnen. Danach verlieren sie sich aus den Augen. Bei mehreren zufälligen Begegnungen im Erwachsenenalter spüren Beide nach wie vor ihre tiefe Verbundenheit, doch jetzt stehen die Frauen auf verschiedenen Seiten des tiefen Grabens zwischen schwarz und weiss. Wer von beiden Frauen die Schwarze und wer die Weisse ist, sagt uns Toni Morrison nicht. Auf äußerst kluge Weise lässt sie uns rätseln und führt uns das zwanghafte Bedürfnis vor Augen, in gängigen Kategorien zu denken. Die brillante Geschichte entzieht sich den klischeehaften Rollenzuschreibungen, die Rasse definieren sollen. Die Erzählung von 1983 erschien 2023, vier Jahre nach ihrem Tod, erstmals in deutscher Sprache und wird von der Kritik euphorisch gefeiert.

Es liest: Doris Wolters

Dramaturgie & Realisation: Marion Schmidt-Kumke

Der Verein Wintergäste freut sich, dass für den Schwerpunkt: «Ethik der Wahrnehmung ‒ Ein Raum zum Mitdenken» die Produktion REZITATIV aus der Lesereihe Wintergäste 2024 neu adaptiert wird.

Eintritt: CHF 30.- / 15.- (Studierende / Lehrlinge / KulturLegi)

Doris Wolters
Die Schauspielerin arbeitete lange Jahre an den Theatern in Nürnberg, Freiburg und Basel bevor sich ihr Arbeitsschwerpunkt als Sprecherin für ARTE, SRF, SWR und für Hörbuchproduktionen verlagerte. 2012 erhielt sie den Deutscher Hörbuchpreis (Beste Interpretin).

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Marion Schmidt-Kumke
In Freiburg im Breisgau geboren, arbeitet sie seit Ende der 80er Jahre als freie Regisseurin und Dramaturgin auf beiden Seiten des Rheins. Seit 1998 konzipiert und realisiert sie innerhalb der Reihe „Wintergäste“ szenische Lesungen.

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