
Salvatore Lavecchia
1971 in Catanzaro (I) geboren, ist Professor für Geschichte der Antiken Philosophie an der Universität von Udine (I) und Dozent innerhalb des Masters «Consulenza Filosofica di Trasformazione» an der Universität von Verona (I). In Forschung und Lehre vertieft er jene Dimensionen der Philosophie, die, auf die Verwandlung des denkenden und handelnden Individuums hin orientiert, das Philosophieren als Schwelle zu einer zeitgemässen Erfahrung des Geistigen wahrnehmbar machen können.
Sowohl im Unterricht wie in der Forschung versuche ich mich auf jene Dimensionen der Philosophie zu konzentrieren, die, auf die Verwandlung des denkenden und handelnden Individuums hin orientiert, aus dem Philosophieren die Schwelle zu einer Erfahrung des Geistigen und somit eine unverzichtbare Grundlage für eine zeitgemässe Spiritualität machen.
Im Zentrum meiner Aufmerksamkeit steht die Vertiefung von Begriffen wie Denken, Wahrnehmen, Evidenz, Bild-Imagination, Idee, Ich, in Anknüpfung an die Perspektiven, die durch Platon, Goethe, Fichte, Novalis, Hegel, Schelling und Rudolf Steiner geöffnet wurden. Dabei klingt in mir immer klarer die Empfindung nach, dass die genannten Begriffe, und mit ihnen das Philosophieren, keine neuen vitalen Kräfte bekommen werden, solange wir Philosophierende nicht fähig sein werden, eine agathologische Wende zu wagen bzw. das Gute wieder als Kern und Substanz der Philosophie zu betrachten: Das Gute nicht als Grund von Gesetzen und Normen, sondern, sokratisch-platonisch, als Un-Grund jenes bedingungslosen Sich-Selbst-Schenkens, das zur Wurzel der echten Freiheit, und somit zur Licht-Substanz einer Ich-Erfahrung im Anderen wird.
Wenn Philosophie die jetzige radikale Krise ihrer akademischen Erscheinungen überwinden will, muss sie endlich Sokrates und sein Suchen nach dem Guten verstehen wollen. Dabei geht es darum, Sokrates' Dialogkunst nicht mehr als Urbild einer harmlosen Unverbindlichkeit zu bagatellisieren, sondern sie innerhalb jenes Horizonts zu verorten, den Platon im Sonnegleichnis der Politeia versinnbildlicht. Demzufolge geht es darum, nicht mehr das Sein, sondern das Gute, das Licht und das Schöne als Wahrheit von Ich und Welt wahrnehmen zu wollen. Dadurch wird es vielleicht möglich sein, eine wahrhaft dialogische, weltorientierte Philosophie des Ich zu entwickeln, in der, ausgehend von einer Metamorphose von Denken und Wahrnehmen, Erkenntnis, Ethik und Ästhetik wieder eine lebendige Einheit bilden werden.
Ausgehend von meiner akademischen Tätigkeit veröffentlichte ich Monographien zu Pindar («I Ditirambi di Pindaro», Roma-Pisa 2000) und zu Platon («Una via che conduce al divino. La homoiosis theo nella filosofia di Platone», Milano 2006; «Oltre l'Uno ed i Molti. Bene ed Essere nella filosofia di Platone», Milano-Udine 2010), sowie Aufsätze zur griechischen Lyrik der archaischen und früh-klassischen Zeit, zur Geschichte der Mysterien, zu Platon und zur Geschichte des Platonismus.